Lebhafte Diskussion am Infoanlass

kize_amriswil_infoanlass_jan_23 (Foto: Roman Salzmann)

Die Jahrhundertinvestition in ein neues Kirchenzentrum will gut überlegt sein.
An einer Informationsveranstaltung über den Baukredit in der Höhe von 10,8 Millionen Franken wurden die Argumente präsentiert sowie sachlich und lebhaft diskutiert.

Das Projekt für das neue Kirchenzentrum der Evangelischen Kirchgemeinde Amriswil-Sommeri kommt zur Abstimmung. Der Baukredit von 10,8 Millionen Franken ist das Resultat eines jahrelangen, eng mit der Kirchbürgerschaft abgestimmten Prozesses, sagte Claudia Schindler in ihrer Begrüssung an der Informationsveranstaltung vom Mittwochabend, 11. Januar 2023 in der evangelischen Kirche Amriswil. Sie liess an der einhelligen Meinung der Kirchenvorsteherschaft keinen Zweifel offen: Das neue Kirchenzentrum decke die Bedürfnisse des langfristigen Gemeindeentwicklungs- und Liegenschaftskonzepts optimal ab. Das geplante Mehrzweckgebäude unmittelbar bei der Kirche Amriswil vereinfache die Abläufe, reduziere den Betriebs- und Energieaufwand und ermögliche «Begegnungen und Erlebnisse mit Menschen und mit Gott». Anhand grosser Pläne und eines anschaulichen Modells konnten sich die weit über 100 Anwesenden ein eigenes Bild verschaffen.

Besser für kirchlichen Betrieb
Der Liegenschaftsverantwortliche der Kirchenvorsteherschaft, Otto Seger, rief in Erinnerung, dass die Kirchbürgerinnen und Kirchbürger der strategischen Stossrichtung der Kirchenvorsteherschaft, mehrfach deutlich zugestimmt hätten: «Die Strategie sieht vor, das relativ grosse Liegenschaftsportfolio zu reduzieren.» Er sei zuversichtlich, dass das bestehende Kirchgemeindehaus und das alte Pfarrhaus, wo derzeit das kirchliche Leben dezentral stattfindet, zu einem angemessenen Preis verkauft werden dürften. Man sei auf gutem Weg dazu. Das Ziel sei, den «kirchlichen Betrieb zusammenzuführen». Seger nannte etwa Verwaltung, Pfarrämter, Diakonie, Jugendarbeit, Seniorenarbeit oder generell die Freiwilligenarbeit. Die Kirchenvorsteherschaft habe in den letzten Jahren konsequent daraufhin gearbeitet, um ein neues Kirchenzentrum «als Ersatz für das Kirchgemeindehaus und das alte Pfarrhaus» als optimale Lösung präsentieren zu können. Er zeigte eindrücklich auf, dass mit dem vorliegenden Projekt einerseits weniger Geschossflächen bewirtschaftet werden müssten und andererseits die Nutzflächen deutlich um 20 Prozent erhöht würden. Im gleichen Atemzug könnten die behindertengerechten Zugänge optimal und kostengünstig realisiert werden.

Viel Geld bereits angespart
Der Finanzspezialist der Kirchenvorsteherschaft, Tobias Höhener, erläuterte die Finanzierung des Kirchenzentrums, über dessen Baukredit abgestimmt werden soll und betonte: «Wir können fast sieben Millionen Franken aus den Eigenmitteln beisteuern. Gemäss dem Finanzplan ist ersichtlich, dass in den nächsten Jahren keine Steuerfuss erhöhung notwendig ist. Die voraussichtlichen Jahresergebnisse sind tragbar. Auch wenn Verluste resultieren sollten, haben wir immer noch eine Eigenkapital-Reserve.» Er rechnete vor, dass die Finanzierung selbst dann gesichert sei, sollte die Kirchensteuer juristischer Personen entfallen. Indes: Bereits an der Infoveranstaltung war klar, dass sich der Thurgauer Grosse Rat gleichentags sehr deutlich für die Beibehaltung der Kirchensteuerpflicht von Firmen entschieden hatte. Ferner zeigte er auf, dass fast 80 Prozent der Steuereinnahmen von natürlichen Personen stammten und stellte ein Spendenkonzept in Aussicht.

Gastliches Haus als Grundidee
Das Projekt für das Kirchenzentrum ging aus einem Architekturwettbewerb hervor, den das Büro «raumfindung architekten» aus Rapperswil gewann. Dessen Inhaber Beat Loosli erläuterte die Hintergründe seines Projekts «Chriesi-Foyer» mit der Idee «eines gastlichen Hauses» mit vielen Möglichkeiten zur Mehrfachnutzung. Zum Einsatz kämen «langlebige Konstruktion und bewährte Gebäudetechnik». Der Nachhaltigkeit sei grosse Beachtung geschenkt worden. Wenn die Stimmbevölkerung dem Projekt zustimmt, geht Loosli davon aus, dass nicht vor 2024 mit dem Bau begonnen werden kann. Mit der Inbetriebnahme rechnet er im Verlauf des Jahrs 2026.

Lebhafte Diskussion
In der lebhaften Diskussion wurden diverse positive und kritische Voten eingebracht. In etlichen Wortmeldungen wurde deutlich, dass Zweckmässigkeit und Qualität des Bauprojekts zu überzeugen vermögen. Ein Bürger gratulierte dazu ebenso, vermisste jedoch den Sparwillen und machte beliebt, dass an der Urne über den Baukredit abgestimmt wird. Kirchenpräsidentin Claudia Schindler erklärte, dass die Gemeindeordnung für ein derartiges Vorhaben die Abstimmung an einer Versammlung vorsehe. Es sei aber möglich, an der Kirchgemeindeversammlung vom 25. Januar 2023 zu beantragen, dass an der Urne über das Kirchenzentrum abgestimmt wird. Jemand schlug vor, die Baukommission zu ergänzen oder an eine lokale Bauleitung zu denken. Eine Stimmbürgerin mahnte, dass man vor lauter Zukunftsmusik für das Kirchenzentrum die Kinder- und Jugendarbeit nicht vernachlässigen dürfe. Andere meinten, es sei sowieso schwierig, heute noch junge Menschen für die kirchliche Arbeit zu begeistern. Gerade deshalb, hiess es von anderer Seite, sei das Kirchenzentrum eine gute Sache – es sei genau richtig von der Grösse her und biete ein gutes Umfeld für die Kinder-, Jugend- und Familienarbeit. Ein Stimmbürger war überzeugt, dass alle Familien dafür verantwortlich seien, dazu beizutragen, damit Jugendliche in der Kirche eine Heimat finden und im Glauben Wurzeln schlagen können. Jemand anderem war es wichtig, dass auch die Pfadi in ihrem Vereinslokal in einem Gebäude der Kirchgemeinde weiterhin eine Heimat haben darf, selbst wenn dieses mit Blick auf den Neubau zur Finanzierung verkauft werden soll. Es wurde auch gesagt, dass das Kirchenzentrum die Chance biete, noch mehr Menschen zu erreichen, wenn es für die ganze Bevölkerung offen stehe, was die Absicht der Vorsteherschaft ist. Überzeugend konnten die Verantwortlichen darlegen, dass es ihnen beim Sparen ernst war. Ausserdem konnten für die weitere Bearbeitung Ideen von Kirchenmitgliedern verschiedenen Alters und Sorgen von Nachbarn entgegengenommen werden.

Versammlung am 25. Januar
Die Kirchenvorsteherschaft der Evangelischen Kirchgemeinde Amriswil-Sommeri bleibt bei ihrem Antrag, über den Baukredit für das neue Kirchenzentrum in Amriswil an der Kirchgemeindeversammlung abzustimmen. Diese beginnt am Mittwoch, 25. Januar 2023, um 19.30 Uhr, in der Kirche Amriswil. Die Behörde wird allerdings der Stimmbürgerschaft am Anfang der Versammlung die Möglichkeit geben, die Abstimmung an der Urne zu verlangen, weil dieser Wunsch an der Informationsveranstaltung geäussert worden ist. So oder so werden an der Versammlung nochmals Fragen zum Projekt und über den aktuellen Stand des geplanten Verkaufs der bestehenden Liegenschaften beantwortet.
Bereitgestellt: 13.01.2023      
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