Das bestehende Kirchgemeindehaus der evangelischen Kirchgemeinde in Amriswil soll ein kirchliches Zentrum bleiben: Die Heilsarmee möchte die Liegenschaft für 1,75 Millionen Franken erwerben. Beide Institutionen haben eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet. Die Kirchenvorsteherschaft der Evangelischen Kirchgemeinde Amriswil-Sommeri habe mit Freude zur Kenntnis genommen, dass die Heilsarmee das Kirchgemeindehaus in Amriswil kaufen möchte, sagt Kirchenpräsidentin Claudia Schindler. „Es ist ein Idealfall, dass das Gebäude ein Ort bleiben kann, wo christliche Werte gelebt und damit der Gemeinschaft gedient wird. Das war nicht selbstverständlich, und die gegenwärtige Situation ist für beide Seiten optimal.“ Das Angebot der Heilsarmee habe die Kirchenvorsteherschaft ideell und finanziell überzeugt. Mit der bindenden Absichtserklärung verdeutlichen beide Institutionen die Verbindlichkeit dieser Handänderung, wofür gegenwärtig der detaillierte Kaufvertrag erarbeitet wird. Marktgerechter Verkaufspreis Der Liegenschaftsverantwortliche der Kirchgemeinde, Otto Seger, bezeichnet den vereinbarten Verkaufspreis von 1,75 Millionen Franken als erfreulich und fair: „Wir sind froh, damit einen wesentlichen Teil unseres genehmigten Kirchenzentrums finanzieren zu können und gleichzeitig der Heilsarmee eine gute Entwicklung zu ermöglichen.“ Das Kaufangebot, so Seger, erfülle die Erwartungen an den Verkaufserlös und sei aufgrund der Einschränkungen auf dem Grundstück „absolut marktgerecht“. Der Betrag sei finanzierbar und durchaus realistisch, sagt der Leiter der Heilsarmee Amriswil, Erhard Josi, und betont: „Die Heilsarmee spekuliert nicht mit Liegenschaften. Wir haben das Vorhaben von unserer nationalen, versierten Immobilienabteilung prüfen lassen.“ Das bestehende Gemeindezentrum sei sanierungsbedürftig, und es bestünden dort keine Entwicklungsmöglichkeiten. Ausserdem seien die derzeit dezentralen Bürostandorte nicht optimal. „Was unsere Bedürfnisse anbetrifft, ist das Kirchgemeindehaus die einzige gute Alternative in Amriswil.“ Zur Finanzierung werde die Heilsarmee die jetzige Liegenschaft an der Säntisstrasse verkaufen. Man habe zudem das Glück, von einem Legat zu profitieren, dass für eine solche Verwendung zweckgebunden sei. Volksabstimmung am 22. Oktober Geht es aufgrund der aktuellen Entwicklung nach dem Willen der Kirchenvorsteherschaft, soll das Kirchgemeindehaus im Zentrum Amriswils voraussichtlich per Anfang 2025 an die Heilsarmee übertragen werden. Der Verkaufserlös des Kirchgemeindehauses ist Teil des Finanzierungsplans für den Neubau des Kirchenzent rums bei der Kirche Amriswil, der von der Kirchbürgerschaft im Januar genehmigt wurde. Das letzte Wort zum Verkauf des Kirchgemeindehauses habe aber wiederum die Kirchbürgerschaft, betont Seger. Am 22. Oktober 2023 soll darüber an der Urne abgestimmt werden. Vorübergehend gemeinsam nutzen Claudia Schindler ist überzeugt, dass sich auch die bevorstehende Übergangszeit gut meistern lässt: „Wir können unser neues Kirchenzentrum bei der Kirche voraussichtlich erst 2026 beziehen. Wir gehen aber davon aus, dass wir das Gebäude vorübergehend auch gemeinsam nutzen können. Wir sind mit der Heilsarmee sowieso in gutem Kontakt und haben keine Berührungsängste, denn wir haben beide einen christlichen Auftrag und können uns gut ergänzen.“ Josi seinerseits hofft, dass die Heilsarmee allenfalls gegen Ende 2025 ihr neues Gemeindezentrum beziehen kann. Bis dann sei aber noch viel zu planen und umzubauen. Es bestünden verschiedene Ideen, die nun aber noch konkretisiert werden müssten und baulicher Massnahmen bedürften. Details würden indes erst in der zweiten Hälfte dieses Jahres ausgearbeitet. Heilsarmee kann fokussieren Bei der Heilsarmee bedeutet der Kauf des Kirchgemeindehauses, dass sie viele ihrer Tätigkeiten in einem Gebäude mit optimaler Grösse fokussieren kann. Die in der Stadt gut etablierte Freikirche ist seit längerem auf der Suche nach geeigneten, grösseren Räumlichkeiten für ihre gottesdienstlichen und diakonischen Projekte. Josi betont, dass das Kirchgemeindehaus den Ansprüchen sehr gut gerecht werde, die von der Gemeindeleitung definiert worden seien. Die vorhandene Infrastruktur lasse es zu, dass das Motto der Heilsarmee rasch umgesetzt werden könne: „Suppe, Seife, Seelenheil“ lautet es. In Amriswil zeige sich diese Devise etwa am Lebensmittelprojekt „Tischlein deck dich“ für Menschen mit wenig Geld, an der Kleiderabgabe, sowie am umfangreichen Gottesdienst- sowie Kinder- und Jugendprogramm für alle Altersstufen. Wichtig ist Josi zu betonen, dass alle Vermietungen, die derzeit über die Kirchgemeinde laufen, weiter möglich sein sollen, denn: „Es ist uns wichtig, dass wir zentral und am Puls der Bevölkerung sein können, der wir mit unserem Engagement dienen möchten. Das Kirchgemeindehaus bleibt ein öffentliches Gebäude.“ Gemeinsame Info am 8. Juli Weil das öffentliche Interesse an dem zentral gelegenen Kirchgemeindeshaus in Amriswil beachtlich ist, hätten sich die evangelische Kirchgemeinde und die Heilsarmee zur frühzeitigen gemeinsamen Information entschieden, sagt Kirchenpräsidentin Claudia Schindler. Am Strassenfest vom Samstag, 8. Juli 2023 könne sich die Bevölkerung ausführlich über die Hintergründe informieren. Dann nämlich orientieren die beiden Institutionen gemeinsam über die Entscheidungskriterien und Absichten und beantworten an einem Stand im Kirchgemeindehaus Fragen. Altes Pfarrhaus etwas später Für das alte Pfarrhaus im Zentrum Amriswils hätten sich ebenfalls mehrere Kaufinteressierte gemeldet, sagt Otto Seger, Liegenschaftsverantwortlicher der Evangelischen Kirchgemeinde Amriswil-Sommeri. Doch seien dafür die Verhandlungen noch nicht gleich weit fortgeschritten. Über dieses zweite geplante Verkaufsgeschäft zur Mitfinanzierung des neuen Kirchenzentrums werde zu gegebener Zeit wieder informiert. Seger erklärt, dass hierfür Abklärungen laufen. Er sei aber zuversichtlich, dass man noch dieses Jahr eine Lösung finden werde. Für weitere Informationen: Claudia Schindler, Präsidentin der Kirchenvorsteherschaft, claudia.schindler@evang-amriswil.ch, Telefon 071 566 54 60, Mobile 079 835 76 26, www.evang-amriswil.ch Erhard Josi, Leiter Heilsarmee Amriswil, erhard.josi@heilsarmee.ch, Telefon 071 411 16 71, www.amriswil.heilsarmee.ch |